weltweit erste Crowdinvest-Kampagne im Holzbau gestartet
Eine neue Ära des Bauens: Erfahrt mehr über die Crowdinvest-Kampagne für timpla und wie ihr in nachhaltigen Holzbau investieren könnt.
3 Min. Lesezeit
Sven Schwartz : 12.04.2024 09:38:38
Diskontierung der Zukunft - so wird in der Psychologie der Effekt bezeichnet, wenn die Auswirkungen aktueller Ereignisse und Verhaltensweisen relativ weit in der Zukunft liegen und aufgrund dessen als weniger stark eingeschätzt werden. Dieses Phänomen kann man bei Rauchern beobachten, keiner stirbt nach der ersten Zigarette, sondern statistisch betrachtet schlicht zehn Jahre früher, was viele Jahrzehnte entfernt sein kann. Mit dem Bauen ist es irgendwie genauso.Im Grunde ist allen klar, was die schädlichen Effekte unseres Bauens sind. Und dennoch verheddert sich die Branche in einem Mix aus Vermeidungsverhalten, schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und blockierender Regulatorik. So schieben wir Probleme nur auf. Geschäftsführer Roland Kühnel legt in diesem Interview die Finger in die Wunde(n).
Herr Kühnel, wie steht es um die Baubranche?
Nicht gut. Und zwar in vielen Belangen, nicht nur wirtschaftlich. Die Baubranche steht vor der wahrscheinlich größten Herausforderung ihrer Geschichte. Fest steht: So bauen wir uns buchstäblich langsam zu Tode.
Wie meinen Sie das, können Sie das näher erläutern?
Wo soll ich anfangen? Die Herausforderungen sind facettenreich. Fangen wir bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen an: Die Immobilienbranche hat in den letzten Jahren von den sehr niedrigen Zinsen profitiert. Das wirkte wie Doping für den Bausektor. Höhere Zinsen fallen nun zusammen mit höheren Bau- und Kaufnebenkosten. Das alles wirkt, um im Bild zu bleiben, wie ein kalter Entzug für die Branche. Doch das sind nur die wirtschaftlichen und kurzfristigen Faktoren. Die haben bei einigen Unternehmen recht schnell zu Krisen und Insolvenzen geführt. Meine Aussage zielt eher auf die zusätzlichen langfristigen Faktoren, die ich immer einbeziehe. Ich fasse das gerne plakativ als die sieben Todsünden des Bauens zusammen.
Welche sieben Todsünden meinen Sie?
Für welche der sieben Punkte bieten Sie nun Lösungen?
Es wird Sie wenig überraschen, aber für alle. Ich antworte kurz und knapp. Holzhäuser speichern Kohlenstoff und Holz wächst nach, Beton ist für massive Emissionen verantwortlich. Heutzutage mit dem aktuellen Wissen rein mineralisch gebaute Häuser als nachhaltig zu zertifizieren, ist Green Washing und ignoriert den Stand der Wissenschaft. Zudem ist Holzbau sehr gut für die Wiederverwendung geeignet. Serieller Holzbau ist digital getrieben. Die Lean-Methode sorgt für Effizienz und stetige Optimierung. Das Ergebnis sind geringe Bauzeiten, Kostentreu und eine hohe Qualität. Und die meisten würden wohl lieber bei 20 Grad im Werk arbeiten als bei Wind und Wetter auf der Baustelle. Ich könnte immer weiter machen…
Aber serielles Bauen ist ein Rückschritt in der Baukultur, oder?
Weil Sie glauben, wir bringen die Platte 2.0? Das ist ebenso ein Vorurteil wie viele Argumente gegen Holz. Das serielle Bauen hat sich weiterentwickelt. Von der Platter der 70er sind wir weit entfernt. Diese Diskussion tut so, als würden für einen Großteil der Wohnungs- und Bürobauten sehr aufwendige, individuelle architektonische Konzepte umgesetzt. Das Gegenteil ist der Fall. Gehen Sie durch eine typische deutsche Großstadt. Den Großteil der Objekte würden Sie bei früher Einbeziehung in die Planung besser mit seriellem Holzbau umsetzen können und Sie würden es von außen betrachtet nicht mal erkennen.
Aber serieller Holzbau ist einfach teurer und oft zu teuer!
Nein. Wenn Holzbauer rechtzeitig einbezogen werden, bieten sie marktfähige Preise. Umplanungen mineralisch geplanter Objekte oder Beharren auf ungünstigen Planungen hingegen machen den Holzbau teurer. Viel wichtiger: Können wir uns die rein wirtschaftliche Betrachtung leisten?! Der Preis dieser Attitüde ist unbezahlbar. Die Auswirkungen der Bauweise auf die Umwelt müssen endlich in die wirtschaftliche Kalkulation einbezogen werden. Stichwort CO2-Schattenpreise – Baden-Württemberg macht das schon.
Vielen Dank!
Das Bild in diesem Blogpost wurde mit dem AI-Tool Midjourney generiert.
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